Gäste: „Kann man von den Ferienhäusern direkt loslaufen und wandern?“
Wir: „Ja! Und wie! Schier endlose Wege, Pfade und Trails warten! Ein echtes Paradies für Wanderer, Mountainbiker, Naturbegeisterte und und und…“
Gäste: „Gibt es denn hier in der Nähe der Häuser einen Wanderweg?“
Wir (leicht verwirrt): „Wie? Wanderweg?“
Gäste: „Ja, hier am Ferienhaus beginnend, befestigt, trittsicher angelegt, ausgeschildert, in einer Wanderkarte verzeichnet mit Länge, Schwierigkeitsgrad, Dauer und Rastplätzen entlang des Weges?
Wir (konsterniert): „Sowas haben wir hier nicht!“
Was in Deutschland oft zum Standard gehört und von manchen Urlaubern erwartet wird, ist in Schweden die absolute Ausnahme. Am Beispiel des Unnen, des Sees, an dem unsere Ferienhäuser liegen erkläre ich hier mal, woran das liegt:
Rund um den See gibt es nur eine Handvoll kleiner und kleinster Ansammlungen von Häusern und einige wenige Ortschaften. Selbst die größte davon, Unnaryd, hat nur ein paar hundert Einwohner. Es gibt also kaum Einheimische, die sich für ein Wanderwegenetz nach deutschem Vorbild interessieren würden. Auch, wenn über die Sommermonate eine größere Anzahl Touristen die Region besucht, bleiben die Fragen: Wollen die wirklich alle jeden Tag ihres Urlaubes um den Unnen laufen? Was macht den Unnen so speziell, dass weitere Touristen nur wegen des Wanderwegenetzes den See besuchen?
Rund um den See wächst Wald. Der Wald ist in unterschiedlich große Flurstücke unterteilt und größtenteils in Besitz von verschiedenen Privatpersonen. Außerdem gibt es ein paar Felder und Wiesen, die an den See grenzen und unterschiedlichen Bauern gehören. Ein paar größere Privatgrundstücke reichen ebenfalls bis ans Wasser. Wenn man um den Unnen also einen Wanderweg bauen wollte, müsste man den durch den Wald und über das Land einer Vielzahl von Waldbesitzern, Bauern und Privatleuten bauen. Waldstücke werden geteilt, Felder und Wiesen zerschnitten und auch das eine oder andere größere Privatgrundstück wäre betroffen.
Wenige Einheimische und ein paar Touristen, viel Überzeugungsarbeit, hohe Kosten, fragwürdige Realisierbarkeit, hohe Instandhaltungskosten und schwer zu prognostizierende Nutzerzahlen. Das sind nur ein paar Argumente, die hier und an vielen Stellen in Schweden die Sinnhaftigkeit der Schaffung eines solchen Wanderwegenetz in Frage stellen.
Die entscheidende Frage ist aber: Wozu etwas bauen, was längst da ist?
Es gibt durch alle Wälder, Felder und Wiesen rund um den Unnen herum unzählige Forststraßen, Waldwege, Feldwege, Singletrails und Verbindungswege. Die allermeisten davon sind problemlos zu begehen, zu erwandern und zu entdecken. Viele führen bis direkt bis an den See zu kleinen Badestellen:
Oder zu paradiesischen Stellen im Wald, wie eingewachsenen Ladeplätzen für Holz-LKWs, Lichtungen oder kleinen Rastplätzen. Einzig einige wenige Verbotsschilder, das Betreten von Privatgrundstücken und bestellten Wiesen und Feldern muss den Entdeckerdrang stoppen. Aber es gibt immer eine Alternative zu dem Weg, den ihr dann wieder zurück geht.
Der Schlüssel ist hier, wie ganz oft in Schweden, die Eigeninitiative. Google Maps, Komoot, topographisches Kartenmaterial und Vieles mehr kann von euch zur Planung eurer Wanderung herangezogen werden.
Oder ihr lauft einfach drauflos. Markiert euch in der Navi-App auf eurem Handy, wo ihr loslauft und wo ihr (wieder) ankommen möchtet. Und los, worauf wartet ihr?
Keine Lust selbst zu entdecken? Auch gut, dann sagt Bescheid und wir wandern mit euch. Oder ihr bucht unser Ausflugs-Info-Paket mit jeder Menge Geheimtipps in der Region.
Ihr seht also: Es gibt keinen Grund ein Wanderwegenetz nach deutschem Vorbild zu vermissen!
Beschilderung eines kleinen Wanderweges in Unnaryd…