Die Vier von der Insel

Meine vorerst letzte (geplante) Gästewanderung für 2018 stand heute auf dem Programm. Unsere lieben Gäste aus Bob-Haus hatten schon im Vorwege um eine geführte Tagestour gebeten und sich dabei auch gleich als wanderfreudig geoutet.

Um Zwei- und Vierbeinern gerecht zu werden, galt es diesmal, mit besonderer Sorgfalt die Route auszuwählen: Der Flatcoated Retriever „Nelson“ war mit seinem Wunsch nach vielen Bademöglichkeiten einfach glücklich zu machen.

Nelson

Aber die beiden Zweibeiner und auch der Cane Corso „Zampa“ hatten so gar keine Lust auf andere Menschen und wollten am liebsten in völliger Einsamkeit wandern.

Man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben und so kann ich im Nachhinein zufrieden vermelden, dass wir lediglich 1 Menschen auf einem Rasentrecker und 4 langsame Autos in knapp 5 Stunden getroffen haben – meine Gäste waren alle Vier glücklich.

Aber zurück zum Anfang: Wir sind in Önnekvarn gestartet, dem ehemals bedeutenden Handelspunkt mit ganzen 6 Häusern. Es ging von der Straße gleich ab in den Wald. Nachdem wir ein vorerst letztes Mal zwei kleine Ferienhäuser passiert haben, waren mir schon mittendrin im Nirgendwo.

Staunend haben meine Gäste die riesigen Moosfelder bewundert, die Sonne schien durch die Bäume und die Pilze säumten unseren Weg.

Auch von diesem breiteren Sandweg habe ich meine Gäste noch einmal weggelotst, tiefer hinein in den Wald, hinein in die Ruhe und die Einsamkeit.

Menschen und Hunde entspannten sich zusehends, hatten sie doch schon drei Tage in der Abgeschiedenheit unseres Ferienhauses hinter sich.

Wie versprochen kamen wir dann auch an die erste Badestelle und Nelson ist vorweg geprescht. Aber immer mit dem Blick zurück: „Ihr kommt doch auch, oder?“

Am Ufer des Bolmen ging es dann weiter entlang. Die Toilette mitten im Wald war tatsächlich nicht nur ein Scherz, auch wenn die Tür ein wenig eingewachsen war. Die Wildschweinspuren waren unverkennbar, aber getroffen haben wir die wehrhaften Tiere diesmal zum Glück nicht.

Erst vor ein paar Tagen habe ich bei meiner eigenen Runde einen riesigen Schreck bekommen, weil plötzlich 2 Wildschweine nur wenige Meter von uns entfernt über den Weg gerannt sind. Die anderen Tiere der Rotte konnte ich deutlich im Unterholz davonlaufen hören.

Beim zweiten Badestopp gab es dann erst einmal Kaffee und Kekse, Wasser und belegte Brote. Der große Zampa war dann auch bereit, mit mir einmal Kontakt aufzunehmen. Er ließ sich dann sogar bereitwillig die Zecken aus dem Pelz sammeln.

Der Trampelpfad war zu Ende und richtig querfeldein ging es weiter. Immer getreu dem Motto „Niemanden treffen!“

Manchmal denke ich ja, einigen Touristen hier bei uns in Schweden fehlt es an Rücksichtnahme und Zurückhaltung. Aber was meine Gäste von ihrer Heimat auf Amrum erzählt haben, ist wirklich noch eine ganze Spur schlimmer. Und von so einer Insel kommt man ja nicht mal eben weg. Wieder wird mir klar, wie privilegiert ich hier in „meinem“ Paradies lebe.

Es wurde langsam Zeit für einen weiteren Bade-Stopp und meine Ankündigung mit einem echten Sandstrand war zugegebener Maßen gewagt. Aber ich habe den Test bestanden und wohlwollende Zustimmung geerntet. Kati hat sogar die Schuhe ausgezogen und die Füße ins Wasser gehalten.

Dann war es langsam auch Zeit den Rückweg anzutreten. Alle meine Gäste waren noch absolut guter Dinge und fröhlich unterwegs. Meine zaghafte Frage, ob es wohl zu weit war, wurde doch sehr vehement negiert.

An dieser Stelle komme ich auch nicht umhin einmal meinen Respekt für diesen echt großen Hund auszusprechen. Ich hätte wirklich zu Beginn der Tour nicht gedacht, dass er so toll mithält. Unsere Monty-Python-Scherze unterwegs sind auch völlig an ihm abgeprallt.

Müde und zufrieden kamen wir wieder am Auto an. Im Rückblick muss ich noch sagen, dass wir richtig Glück mit dem Wetter hatten. Ab Donnerstag hat spontan der Herbst mit Regen, Wind und kälteren Temperaturen begonnen.

Lange nicht so gelacht, vielen Dank ihr Vier. Jetzt ist mir klar, dass mein Riesenschnauzer doch eher ein Schoßhund ist :-).

Zampa

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