Als unsere Gäste in Haus Scully ihren Urlaub für Ende Februar gebucht und gleich nach einer geführten Tageswanderung gefragt haben, da erschien vor meinem inneren Auge ein Tag auf dem gefrorenen See, unter blauem Himmel, mit ganz neuen Eindrücken von unserer wunderschönen Landschaft.
Der Februar war bisher immer ein Monat, im dem die Seen hier sicher gefroren und das Eis so tragfähig war, dass man gefahrlos darauf gehen konnte.
Leider sieht die Wirklichkeit dieses Jahr so ganz anders aus: Regen, Nieselregen, Starkregen, Nebel, Wind, Sturm – aber ein Winter ist weit und breit nicht in Sicht. Vieles ist überschwemmt, die Seen und Flüsse über die Ufer getreten, die Moore kaum zu betreten und auch auf vielen meiner geliebten Waldwege sind wasserdichte Schuhe zwingend erforderlich.
Wir haben trotzdem Glück gehabt und Dank flexibler Planung am Montag einen Sonnentag mit wenig Wind erwischt, an dem sich das Wetter doch einmal von seiner guten Seite gezeigt hat.
Singletrails und Querfeldein-Wege waren dieses Mal aber sowieso tabu. Unsere Gäste sind mit zwei Hunden angereist und ihre junge Australian Shepherd Hündin Lucy ist leider so gut wie blind. Durch die Collie Eye Anomalie kann sie leider nur noch hell und dunkel unterscheiden. Zwar orientiert sie sich sehr gut an ihrem Kumpel Bono, einem Border-Mix, aber es galt natürlich trotzdem, möglichst viele Stolperfallen und Hindernisse auf dem Weg zu vermeiden.
So sind wir diesmal auf den „größeren“ Wegen geblieben, sind trotzdem wundervoll im Zickzack gelaufen und haben auf den gesamten 12,5 km niemanden getroffen.
Ich hatte unsere Gäste und ihre Hunde natürlich schon bei der Begrüßung in unserem SchwedenParadies kennen gelernt und dabei auch die Eckdaten für die Wanderung besprochen.
Wenn ihr jetzt erwartet, dass Lucy aufgrund ihrer Behinderung ein ängstlicher und vorsichtiger Hund ist, der erst einmal abwartet, was wohl passiert und unsicher durch die Gegend tappt, dann liegt ihr ganz falsch. Lucy ist ein totales Energiebündel, die sich selbst so gar nicht daran stört, dass sie nichts sehen kann. Gute Laune pur, immer vorneweg, wer besser drängelt steht auch als erster in der Reihe – ein klarer Fall von „Was kostet die Welt?“
Wenn ich überlege, wie oft wir Menschen schon bei Kleinigkeiten mit unserem Schicksal hadern, „Warum gerade ich?“, „Wie soll es jetzt weitergehen?“ – da ist es wirklich beeindruckend diesen Hund zu sehen. Deshalb bin ich der Meinung, wir können so vieles von unseren Tieren lernen. Sie nehmen die Welt als gegeben hin, genießen das Hier und Jetzt, zweifeln nicht und nehmen ihr Schicksal einfach an. Darin liegt für mich eine große Weisheit.
Aber jetzt genug philosophiert, ihr wolltet etwas von unserer Februar-Wanderung lesen:
Wir waren an der Südspitze des Bolmen und sind unter anderem auf den alten Spuren der Bolmenbahn gewandert. In der Zeit von 1889 bis 1966 fuhr eine Schmalspurbahn von Bolmen bis nach Halmstadt. Hauptsächlich wurde auf der Strecke Holz transportiert. Wenn man die riesigen Wälder rund um den Bolmen sieht, dann glaubt man das gerne. Die Schienen sind natürlich schon lange entfernt. Mit ein wenig Glück kann man aber immer noch den einen oder anderen alten Schienennagel auf dem Weg finden. Heute ist die Strecke großartig für Wanderungen und Fahrradtouren.
Eine gemütliche Pause durfte natürlich wieder nicht fehlen und so haben wir es uns diesmal direkt am See gemütlich gemacht. Meine selbstgebackenen Kekse kamen sehr gut an und auch die Hunde hätten sicher gerne den einen oder anderen gekostet.
Bono war der verrückten Ansicht, dass ein See auch automatisch zum Baden da sein muss und dass kaltes Wasser überhaupt kein Hinderungsgrund ist.
Während Bono und Seven gemütlich mit uns gewandert sind, mal hier geschnuppert, mal da geschnuppert, ist Lucy fast die ganze Zeit unermüdlich voraus gelaufen und wieder zurück und wieder vor, … Sie hat sicher deutlich mehr als die doppelte Strecke zurückgelegt. Dieser Hund strahlt einfach nur Spaß und Energie aus.
Als wir dann von unserer Runde wieder bei den Autos angekommen waren, hatten meine Gäste noch lange nicht genug von dem schönen Tag. Da die Wege dort am Bolmen schier endlos sind, ließ ich mich erst gar nicht lange bitten, und wir haben unsere Wanderung einfach fortgesetzt. Der Weg blieb natürlich breit, es ging dafür etwas mehr durch den Wald und dicht am Seeufer entlang.
So waren wir am Ende dann nach 4 Stunden zum zweiten Mal wieder an den Autos, die Hunde waren rechtschaffen müde von den ganzen Eindrücken und auch die Menschen sahen zufrieden aus.
Hier seht ihr unsere Wanderroute, links von dem grünen Pfeil war der erste Teil und die Runde rechts vom grünen Pfeil haben wir kurzerhand drangehängt.
Am Abend habe ich dann noch dieses Bild von unseren Gästen geschickt bekommen:
Ich denke die Erwartungen meiner zwei- und vierbeinigen Gäste können als erfüllt angesehen werden. Ich danke euch für den schönen Tag und freue mich sehr, wenn es euch gefallen hat.