Einkaufen mit Nummer – „Ta en nummerlapp“

Zu Beginn gleich mal ein Schweden-Vorurteil:

In Schweden sind die Menschen freundlich und rücksichtsvoll.

Klingt komisch, ist aber so.

Die Einheimischen und auch die Zugezogenen, die im schwedischen „Hier und Jetzt“ angekommen sind, gehen tatsächlich ausgesucht freundlich und rücksichtsvoll miteinander um. Man grüßt sich, spricht freundlich miteinander, geht respektvoll miteinander um, prahlt nicht, drängelt sich nicht in den Vordergrund und weiß, dass man ein ganz normaler Mensch unter all den anderen normalen Menschen ist.

Daher ist der Gedanke, vor jemandem bedient zu werden, der schon länger ansteht beim Einkaufen, den meisten Menschen hier unangenehm. Das bewusste Vordrängeln ist gar ein komplettes No-Go! Was aber tun, wenn am Info-Schalter im Baumarkt, an der Käse-Theke im Supermarkt, beim Schlachter auf dem Dorf oder in der Apotheke mehrere Menschen warten, sich aber keine Schlange gebildet hat und man nach drei Minuten nicht mehr weiß, wer vor einem da war und wer nachher gekommen ist?

Ganz einfach: Ta en nummerlapp! = Zieh eine Nummer!

Was einem in Deutschland vielleicht mal bei der KFZ-Zulassung begegnet oder beim Amtsbesuch, ist in Schweden flächendeckend an der Tagesordnung. Das Warten mit einer Nummer, die man sich von einer Rolle oder an einem kleinen Automaten zieht. Über dem Tresen oder den einzelnen Bedienplätzen hängt eine Anzeige, an der man sehen kann, welche Nummer gerade bedient wird und weiß, wann man selbst an der Reihe ist.

Beim Betreten eines Ladens, eines Geschäftes, einer Apotheke etc., an abgetrennten Theken in Supermärkten und an vielen Stellen im öffentlichen Raum, wie Behörden, Krankenhäusern etc. lohnt sich immer ein kurzer Rundblick, ob über einem Tresen oder einem Arbeitsplatz eine Nummer leuchtet. Meistens findet man dann in der Nähe des Einganges einen kleinen Aufsteller mit einer Nummernrolle oder einen kleinen Automaten, der auf Knopfdruck Wartenummern ausspuckt.

Eine Riesenenttäuschung für alle Drängler und Schubser – zugegeben. Für alle anderen einfach nur perfekt. Man kann in aller Ruhe warten, sich umschauen, in der Schlange oder auch nicht in der Schlange. Die eigene Nummer blinkt, man geht nach vorn und wird bedient. Kein Drängeln, keine Diskussionen, keine unangenehmen Menschen, die plötzlich vor einem stehen und auf ihr „Recht“ pochen.

So pragmatisch und symphatisch tickt und funktioniert Schweden.

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